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Stadtgeschichte 1780 – 1855

Zwischen 1780 und 1855 durchlief Cottbus eine Phase des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wandels. Die Stadt wuchs stetig, neue Siedlungen wurden gegründet und bedeutende Infrastrukturmaßnahmen umgesetzt. Gleichzeitig erlebte die Stadt Herausforderungen durch Naturkatastrophen, Kriegszeiten und wirtschaftliche Umbrüche. Die Industrialisierung nahm Fahrt auf, erste Maschinen wurden in der Textilproduktion eingesetzt, und die Braunkohleförderung begann. In dieser Zeit wurden zudem bedeutende Verwaltungsstrukturen geschaffen, die das Fundament für die weitere Entwicklung der Stadt legten.

1780

  • In der Stadt leben 4058 Einwohner. Die Stadt ist auf dem etwa um 1780 entstandenen „Schmettau-Schulenburgschen Kartenwerk“ verzeichnet.
  • Im Frühjahr überflutete ein Hochwasser der Spree die Stadt vom Schießhaus in Sandow aus. Die Anwohner der Neustadt müssen für vier Tage in die oberen Etagen ihrer Häuser ziehen und blicken auf eine einzige große Wasserfläche.
  • Am 21.06.1779 hatte der preußische König verfügt, dass in der Nähe der Stadt Cottbus eine neue Kolonie zu begründen sei, in der Ansiedler aus Sachsen eine neue Heimstatt finden sollten. Am 30.04. schließen die Stadt Cottbus und der preußische König, vertreten durch den Finanzrat Schulz und den Domänenrat Berger, einen Vertrag über die Gestaltung der neuen Siedlung. Zur Verfügung gestellt werden die Magistratswiesen und die Magistratsackerberge mit insgesamt 200 Morgen. Insgesamt wird die neue Siedlung für 64 Familien und ein Schulmeisterhaus geplant, der König zahlt für die Ansiedlung der Kolonisten 120 Thaler Belohnung. Im Juni 1785 wird der Bau der Kolonie abgeschlossen, und die neuen Siedler erhalten ihre Erbverschreibungen. 15 Jahre später leben bereits 299 Menschen in Sachsendorf.

1805

  • In der Stadt leben 5.138 Einwohner.
  • Innerhalb eines Vierteljahres werden insgesamt 175 Tonnen Getreide zu Branntwein verschnitten. Um die weitere Erhöhung der Preise für Lebensmittel zu verhindern, erlässt der Magistrat ein Branntweinverbot und läßt die Branntweinblasen entfernen.
  • Nach dem Tod des Dr. Johann Christian Vetter wird der Arzt Haak als Stadt- und Kreisphysikus angestellt.
  • Während des Gastspiels der privilegierten Schauspielergesellschaft des Anton Braunsche wird unter seiner Leitung im Saal des Gasthauses „Zum Braunen Hirsch“ die Komische Oper „Der travestierte Hamlet“ von Treitschke gespielt.
  • Gemeinsam mit dem Schönfärber Johann Gottfried Ruff erbittet der Mechaniker Christian Friedrich Hanstein am 17.01. vom preußischen König um einen finanzielle Unterstützung bei der Einrichtung der Spinnerei und Vorspinnerei in Höhe von 10 Thalern für den Bau einer Spinnmaschine.
  • Nachdem Heinrich Friedrich Bockshammer verstorben war, übernimmt sein Sohn Friedrich Wilhelm Bockshammer am 20.04. die Adlerapotheke.
  • Am 28.06. kauft Joachim Georg Hoppe die Löwenapotheke . Sie war seit 1782 von Carl Friedrich Emanuel Stricker geführt worden.
  • Der preußische König teilt den Bewohnern von Burg am 08.07. mit, dass sie zukünftig ihre Backwaren in Cottbus kaufen sollen.
  • Am 03.11. wird Leopold Jahr in Neuzauche im Kreis Lübben geboren. Er wird am 01.05.1848 zum Abgeordneten der Preußischen Nationalversammlung gewählt. Der Justitiarius des Patrimonialgerichtes folgt im Amt am 27.10.1850 als Oberbürgermeister, nachdem sein Vorgänger Roemelt sein Amt bereits 1848 niederlegen mußte. In seiner Amtszeit bis 1880 erlebte Cottbus einen ersten Aufschwung, neben Eisenbahnverbindungen wurde u. a. am 23.12.1861 die erste städtische Gaslaterne in Betrieb genommen und am 06.05.1872 der Verschönerungsverein gegründet. Leopold Jahr stirbt am 20.11.1884 in Breslau.
  • Auf einem Posteinlieferungsschein aus Cottbus vom 06.11. ist einer der ältesten preußischen Poststempel überliefert.
  • In diesem Jahr beginnt die Amtszeit des Pfarrers Happatz an der Madlower Kirche, er wird bis 1846 im Dienst bleiben. Besonders bekannt wird Happatz als Förderer des jungen Carl Blechen, mit dem er verwandt war und dessen zeichnerisches Talent er förderte.

1830

  • Auf Grund der grassierenden Cholera wird über die Stadt Cottbus die Quarantäne verhängt. Ankommende Reisende müssen für zehn Tage zunächst in der Gastwirtschaft „Metze“ wohnen, ehe sie die Stadt betreten dürfen.
  • In dieser Zeit wird die Entwässerung des sumpfigen Stadtgrabens in Angriff genommen. In den Gräben floß mehr städtisches Abwasser als Spreewasser, unter den Toren waren Rohre verlegt. Auf den alten Wallanlagen entstehen Promenaden. Die im 18. Jahrhundert gepflanzten Maulbeerbäume werden entfernt, auf den Wällen werden Kastanien, Linden und Ahornbäume gepflanzt. Weiterhin vergibt die Stadt einzelne Parzellen an Cottbuser zur Anlage von Gärten auf den alten Befestigungswällen. Noch heute bildet der grüne Gürtel um die Altstadt eine Oase der Ruhe und Erholung.
  • Es wird mit dem Bau der Berliner Chaussee begonnen.
  • Zwischen Kolkwitz und Cottbus kommt es zum Streit über die Nutzung der Stadtheide.
  • In der Taubenstraße wird das Hotel „Zur Sonne“ eröffnet.
  • Adolf Langenberg eröffnet in der späteren Dresdner Straße 138 eine Gaststätte.
  • In der späteren Sandower Straße 6 gründet Wilhelm Kästner die Kornbrennerei, Likörfabrik und Weinhandlung.
  • Im Gasthof „goldener Ring“ am Altmarkt werden von einem französischen Tambourmajor Konzerte veranstaltet, bei denen 15 Trommler gleichzeitig auftreten.
  • Nach einer Überschwemmung macht sich der Neubau des Großen Spreewehres erforderlich.
  • Das bisherige Unterhaltungsblatt „Erzählungen zum Nutzen und Vergnügen“ wird nun umgestaltet zum „Cottbuser Wochenblatt“.
  • In der Wollspinnerei auf dem Schloß wird neben der schon 1818 in Betrieb genommenen Dampfmaschine nun auch die Wasserkraft genutzt.
  • Die Bewegung der Brüdergemeine erfasst auch Cottbus, zuständig für die Betreuung der Gläubigen ist der aus Limberg stammende Johann Christian Klähn.
  • Am 01.01. nimmt die Cottbuser Sparkasse ihren Geschäftsbetrieb auf. Drei Jahre hatten sich hiesige Kaufleute bemüht, in Cottbus die Sparkasse zu begründen. Ihr erster Leiter war der Ratsherr Gebauer. Im Dezember des Jahres waren bereits 16.289 Mark auf 189 Büchern angelegt.
  • Die geplante Einführung der revidierten Städteordnung am 12.02. erfordert für Cottbus Neuwahlen. In vier Wahlbezirken sollen 30 Stadtverordnete und deren Stellvertreter gewählt werden. Einen Monat später, am 17.03., erfolgt nun die Einführung der revidierten Städteordnung unter dem damaligen Oberbürgermeister Roemelt. Die Wahl der 21 Repräsentanten in fünf Stadtbezirken erfolgt am 03.12., zwei Tage später findet die erste Sitzung der neuen Stadtverordneten und vier unbesoldeten Magistratsmitglieder im Rathaus statt. Wahlberechtigt waren jedoch lediglich ca. 800 Cottbuser, die Wahlbeteiligung lag bei etwa 50 %.
  • Auf dieser Sitzung wird durch den Magistrat bekannt gegeben, dass so genannte „Bürgerkompanien“ zu bilden seien, die sowohl für polizeiliche Zwecke als auch zum Feuerschutz eingesetzt werden sollen.
  • Am 25.05. richtet ein Sturm starke Verwüstungen an.
  • Ludwig Wilhelm Liersch wird am 02.06. in Cottbus geboren. 1853 erhielt er die Approbation als Arzt, eröffnet 1855 in Cottbus eine Praxis und wird 1880 Sanitätsrat. Er betreute über viele Jahre den Fürsten Pückler und war zwischen 1876 und 1904 auch Logenmeister der Cottbuser Freimaurerloge. Ludwig Wilhelm Liersch starb am 09.05.1904 und wurde auf dem Nordfriedhof beigesetzt.
  • Paul Friedrich Bronisch (Pavol Bronis) wird am 09.06. in Jessen bei Spremberg geboren. Nach dem Besuch des Cottbuser Gymnasiums studierte er in Berlin Theologie, war zwischen 1855 und 1859 Diakon in Peitz und anschließend bis 1873 Pfarrer in Groß Leuthen. Er predigte in Niedersorbisch/Wendisch und arbeitete an der 1868 in Halle gedruckten niedersorbischen Bibel mit. Seit 1873 war er als Archediakon der Klosterkirche tätig. Er übersetzte Goethes Erlkönig in die niedersorbische Sprache und gab 1880 eine überarbeitete Ausgabe des niedersorbischen „Neuen Testaments“ heraus. Er war auch Mitorganisator der Niederlausitzer “Masica Serbska“ . Er starb am 11.12.1898 in Cottbus.
  • Am 03.08. wird in Cottbus eine „900-Jahrfeier“ veranstaltet. Verbunden mit dem 60. Geburtstag des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III. erinnert man an die sagenhafte Stadtgründung im Jahre 930 durch Heinrich I., von der ein Abraham Hosemann einst berichtete und Zeugnisse vorlegte. Diese waren jedoch gefälscht, wie die Heimatforscher hundert Jahre später rechtzeitig nachwiesen, ehe die Stadt eine Säkularfeier veranstalten konnte. Oberbürgermeister Krenkel hielt vom Rathausbalkon aus eine Rede, danach fand ein feierlicher Gottesdienst statt und die Honoratioren trafen sich zum Festessen im Hotel „Goldener Ring“ am Altmarkt. Am Abend war die Stadt illuminiert. In Drachhausen wird am 13.08. Christian Grüß geboren. Nach seinem Schulbesuch in Cottbus absolviert er in Neuzelle ein Lehrerstudium. Er veröffentlicht zahlreiche Gedichtbände, so 1871 „Mutterliebe“ und 1893 „Der Mutter Schatzkästlein“. Er stirbt am 18.04.1910.
  • Am 30.12. wird Wilhelm Münnich in Wünschelburg bei Glatz geboren. Seit 1855 ist er in Cottbus als Konditor und Wirt eines Bierlokals ansässig. Er schuf um 1880 zahlreiche plastische Dioramen mit Ansichten der Stadt Cottbus, von denen einige Schaubilder im Cottbuser Stadtmuseum besichtigt werden können.

1855

  • In der Sandower Straße wird das Eisenwarengeschäft Hilpert gegründet.
  • Die Ämter Peitz und Cottbus werden zusammengeführt.
  • In Cottbus werden insgesamt acht Dampfmaschinen betrieben. Zehn Jahre zuvor gab es in Cottbus 253 mechanische und 2 dampfbetriebene Webstühle.
  • Die Schloßkirche wird restauriert. Dabei werden zwei Nebeneingänge zugemauert und bleiben als Blindfenster bis heute zu sehen. Auch wird ein neues Kirchengestühl angeschafft. Noch besitzt die kleine Kirche in der Spremberger Gasse keinen Turm, der wird erst 1870 erbaut.
  • Die in der Lausitz entdeckte Braunkohle wird nun zunehmend abgebaut. Es werden die ersten Gruben angelegt, und als Schürfer treten u. a. auf: der Amtmann C.A.D. Schmidt aus Straußdorf, der Gutsbesitzer aus Radeweis Heinrich Krüger, Chr. Fr. Textor aus Bremen, der Gutspächter E. Spitzner aus Groß Döbern, der Cottbuser Maurermeister F. W. Schneider, der Bäckermeister Moritz Böhme aus Cottbus und der Lohgerbermeister Heinrich Kniepf aus Cottbus.
  • Am 04.04. wird das Archediakongebäude an der Klosterkirche zum Abriss verkauft. Der Architekt des Cottbuser Theaters Bernhard Sehring, wird am 01.06. in Edderitz bei Köthen geboren.
  • Die Post zieht am 01.07. in das Lobedansche Haus in der Spremberger Straße 74. Bereits am 31.07. wird ein erster Kostenvoranschlag für die Errichtung eines Gaswerkes an die „Gasbeleuchtung – Kommission“ des Magistrats übergeben. Es sollten jedoch noch sechs Jahre vergehen, ehe am 23.12.1861 die erste Cottbuser Gaslaterne gezündet werden konnte. In Königsberg stirbt am 05.11. Ludwig August Kähler. Er wurde am 06.03.1775 in Sommerfeld geboren, besuchte 1791 bis 1793 das Cottbuser Gymnasium. Nach dem Theologiestudium war er zunächst seit 1798 Pfarrer in Kanig bei Guben und ab 1810 Diakon, später auch Archediakon an der Cottbuser Oberkirche bis 1819. 1812 hielt er die Einsegnungsrede für die Cottbuser Freiwilligen und ein Jahr später auch die Siegesrede. 1815 veröffentlichte er die „Geschichte von Kottbus während der Jahre 1813 bis 1814 nebst einer Auswahl .. gehaltener Predigten”. Seit 1819 war er Konsistorialrat und ordentlicher Professor in Königsberg, wo er verstarb. Unter dem Pseudonym Filibert veröffentlichte er als Schriftsteller 1803 den Roman „Bauer Martin der Mörder“ und 1805 das dreibändige Werk „Hermann von Löbeneck oder Geständnisse eines Mannes“ sowie später noch die Bücher „Graf Friedrich von Weber“ und „Theodore von Manstein“.