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Spinnstube und Blaudruck

Die sorbische/wendische Kultur ist reich an überlieferten Bräuchen, Liedern und Handwerkstechniken, die bis heute gepflegt werden. Die Spinnstube war einst das Zentrum des gemeinschaftlichen Lebens junger Frauen und diente nicht nur der Arbeit, sondern auch der Weitergabe von Sagen, Liedern und Bräuchen. Hier wurden sorbische/wendische Volkslieder von der „kantorka“ angestimmt und Traditionen über Generationen bewahrt. Ein weiteres bedeutendes Kulturgut ist der Blaudruck, ein seltenes Handwerk, das sich im Spreewald besonders kunstvoll entfaltet hat. Die Sorben/Wenden verliehen dieser Technik ihre eigene Ästhetik und nutzten die filigranen Muster für ihre traditionelle Tracht. Heute wird der „Echte Spreewald-Blaudruck“ in der letzten Blaudruck-Werkstatt der Niederlausitz in Cottbus noch in Handarbeit nach historischem Verfahren hergestellt und bewahrt damit ein jahrhundertealtes Handwerk.

Die Spinnstube – Bewahrerin sorbisch/wendischer Traditionen und Lieder

Die wohl wichtigste, aus kollektiver Arbeit hervorgegangene Gemeinschaft, war die Spinte. Wenn im Herbst die Ernte eingebracht war, dann versammelten sich täglich abends, die unverheirateten, ehrbaren Mädchen des Dorfes zur Spinnstube. Die ganze Zeit wurde emsig gesponnen, da die aus dem Garn gearbeitete Leinwand unentbehrlich für das Hauswesen war und nicht zuletzt eine reiche Aussteuer und damit gute Heiratschancen bedeutete.

Die Spinnstube als Träger vieler sorbischer/wendischer Bräuche war sowohl Ausgangspunkt der Gestaltung und Organisation aller Festlichkeiten der Jugend im kommenden Jahr, als auch Hauptform zur Verbreitung und Festigung sorbischen/wendischen Liedgutes. Während ihrer Arbeit erzählten sie sich Sagen, Dorfgeschichten, Rätsel oder sangen sorbische/wendische Volkslieder und Choräle, welche von der Vorsingern (sorbisch: „kantorka“) angestimmt wurden. (Eine Anfängerin musste in einem Winter 40-50 Lieder auswendig lernen.)

In der Regel hatten die Burschen keinen Zutritt zur Mädchenspinte. Zusammenkommen durften männliche und weibliche Jugendliche nur an einigen Abenden, so zum Beginn der Spinte (Burkhardstag – 11. Oktober), am letzten Abend vor Weihnachten, und zur Fastnacht, die als Höhepunkt der Spinnstube diese winterliche Gemeinschaftsarbeit abschloss.

Der Blaudruck - ein sehr altes und seltenes Handwerk

Die Herstellung des Blaudruckes ist ein sehr altes und seltenes Handwerk. Im Spreewald entdeckten die Sorben/Wenden den Blaudruck mit viel Geschmack und Erfindungsreichtum. Mit seinen zarten Flächenmustern und kunstvollen Bordüren ist der Blaudruck noch heute Element der wendischen Tracht. Er hat viele Liebhaber gefunden. In der heute noch einzig existierenden Blaudruck-Werkstatt der Niederlausitz in Cottbus wird die Familientradition fortgeführt. Der “Echte Spreewald-Blaudruck” wird in reiner Handarbeit und im historischen Verfahren hergestellt. Für die Muster stehen einige hundert Modelle zur Verfügung.