
Ortsteilentwicklungskonzepte für die 12 ländlich geprägten Ortsteile der Stadt Cottbus
Die 12 ländlich geprägten Ortsteile Sielow, Döbbrick, Saspow, Skadow, Willmersdorf, Dissenchen/Schlichow, Merzdorf, Branitz, Kiekebusch, Kahren, Gallinchen und Groß Gaglow mit zusammen etwa 17.000 Einwohnern besitzen innerhalb der Siedlungsstrukturen und -funktionen von Cottbus eine besondere Bedeutung für die Entwicklung und Perspektive der Stadt. Künftig soll der Ortsteilplanung der ländlich geprägten Ortsteile der Stadt Cottbus ein noch höheres Gewicht eingeräumt werden. Seit 2015 wurde daher ein komplexes Konzept für alle ländlich geprägten Ortsteile der Stadt Cottbus erstellt. Vor dem Hintergrund demografischer Veränderungen und möglicher Funktionsverluste hat die Stadt Cottbus – mit Hilfe des Beratungsbüros CIMA Beratung + Management GmbH – eine Vision für die Ortsteile entwickelt. Mit dem Ortsteilentwicklungskonzept wurden Funktionen neu geordnet, Entwicklungspotenziale erarbeitet und Handlungsempfehlungen ausgearbeitet. Damit die Visionen möglichst nah an der gelebten Realität bleiben und die vielfältigen Potenziale der Bewohner bestmöglich eingebracht werden können, hat die Stadt möglichst viele Akteure vor Ort eingebunden.
Die Erarbeitung des Konzeptentwurfes erfolgte im Rahmen einer intensiven Beteiligung in den Fachgesprächen sowie Gesprächen mit den Bürgern der jeweiligen Ortsteile parallel zur Veröffentlichung auf der interaktiven Projekthomepage, in deren Ergebnis wichtige Rahmenbedingungen und Entwicklungsvorstellungen zusammen getragen und erörtert worden sind.
Als wesentlichste Kommunikations- und Abstimmungsinstrument zur Vorbereitung der Stadtverordnetenversammlung diente eine Lenkungsgruppe aus Vertretern der Ortsteile, der Verwaltung und der Politik. Der finale Entwurf des Ortsteilentwicklungskonzeptes wurde unter Berücksichtigung der Informationen aus diesen Prozessebenen entwickelt und abgestimmt sowie für den Beschluss der Stadtverordnetenversammlung vorbereitet. Der rund anderthalbjährige Prozess stand unter der Leitlinie „einer nachhaltigen behutsamen Ortsteilentwicklung unter Wahrung der individuellen Eigenarten und unter Beachtung der Wechselwirkungen zur Gesamtstadt” .
Die Ergebnisse des finalen Konzeptentwurfes wurden im Rahmen einer öffentlichen Informationen am 07.09.2017 im Stadthaus Cottbus von 18:30 bis 20:00 Uhr vom beauftragten Büro CIMA Beratung + Management GmbH vorgestellt. Eingeladen waren die Fraktionen und Mitglieder der Stadtverordnetenversammlung, Ortsbeiräte und Bürger.
Das Entwicklungskonzept für die ländlich geprägten Ortsteile in Cottbus wurde unter Einbeziehung der beteiligten Akteure, darunter Politik, Bürgerinnen und Bürger, Ortsbeiräte, Vereine und Träger erarbeitet und nach der umfassenden und mehrstufigen Beteiligung sowie einer Abwägung aller relevanten Belange im November 2017 von der Stadtverordnetenversammlung beschlossen (Beschluss-Nr. IV-081-34/17 vom 29.11.2017).
Evaluierung
Das Ortsteilentwicklungskonzept (OEK) hat den Anspruch, den handlungsstrategischen Rahmen für die Ortsteilentwicklung in den nächsten 10 bis 15 Jahre abzubilden. Das bedeutet, dass es kontinuierlich überprüft und weiterentwickelt werden muss. Wie im Leitbild des OEK geschildert hängt nachhaltige Stadtentwicklung eng mit einem prozessualen Charakter zusammen.
Gemäß OEK, Kapitel 5.3 Evaluierung und Erfolgskontrolle (Seite 270) sind alle zwei Jahre ein mündlicher Bericht (2019) und nach vier Jahren, aufbauend auf den Ergebnissen der mündlichen Berichte, ein Evaluationsbericht durch die Verwaltung (2021) zu erstellen und mit der AG Orts-teile abzustimmen. Grundlage sind die Änderungen und Erfolge in den Maßnahmenprogrammen. Generelle Entwicklungen (bspw. zeitlicher Verzug) sind besonders herauszustellen und Möglichkeiten der Kurskorrektur abzuleiten. Die Ergebnisse sind in die politischen Gremien zu berichten.
Evaluierung 2019
Von den ursprünglich, im OEK 2017, benannten 411 Projekte für die ländlich geprägten Ortsteile wurden 66 als Schlüsselprojekte für die Ortsteilentwicklung gewertet. Das OEK ordnet diesen Maßnahmen unterschiedliche Prioritäten und zeitliche Umsetzbarkeiten zu. Die Umsetzung insbesondere der investiven Maßnahmen kann jedoch immer nur schrittweise und unter Berücksichtigung der kommunalen Haushaltslage und der Nutzungsmöglichkeit von geeigneten Förderrichtlinien (EU, Bund, Land) im Zusammenwirken mit OBR/ BV sowie z.T. durch Initiativen privater Dritter erfolgen.
Von den insgesamt 411 Maßnahmen sind seit 2017 insgesamt 6% bereits umgesetzt und 39% begonnen bzw. vorbereitet worden.
Evaluierung 2021
Entsprechend der durch das OEK beschriebenen Methodik zur Evaluierung erfolgte im Jahr 2021 ein schriftlicher Bericht. Der vorliegende schriftliche Evaluationsbericht zum OEK unter Einbeziehung der Ortsbeiräte sowie betroffener Akteure der Stadtverwaltung im FB Stadtentwicklung erarbeitet. Alle Maßnahmenprogramme wurden dabei evaluiert. Die detaillierten Maßnahmentabellen je Ortsteil sind im Anhang enthalten. Der Bericht geht zudem auf veränderte Rahmenbedingungen seit der Beschlussfassung 2017 ein und zeigt Handlungserfordernisse auf.
Von den insgesamt 411 Gesamtmaßnahmen aus 2017 sind bisher 12% abgeschlossen, 43% der Maßnahmen laufen bereits und 45% wurden noch nicht begonnen. Im Vergleich zur Evaluierung 2019 ist eine Steigerung erkennbar. Demnach waren 2019 erst 6% umgesetzt und 55% der Maßnahmen noch nicht begonnen.
Fazit
Der Evaluierungsbericht zeigt Fortschritte bei der Umsetzung der Maßnahmen, auch wenn diese in den Augen der einzelnen weiter sein dürften. Gleichzeitig zeigt die Evaluierung und die damit verbundene Abstimmung mit dem Ortsbeiräten und den beteiligten Fachbereichen, dass sich zum einen die Prioritäten verschoben haben, Maßnahmen wegfallen können oder nicht mehr umsetzbar sind oder auch neue Maßnahmen an Wichtigkeit gewonnen haben.
Darüber hinaus sieht sich nicht nur die Stadt Cottbus/Chóśebuz, sondern auch die 12 ländlich geprägten Ortsteile neuen Herausforderungen gegenüber. Diese sind zum einen in den geänderten Rahmenbedingungen (Punkt 4 des Berichts) begründet und zum anderen in den bevorstehenden und teilweise schon begonnen Entwicklungen durch den Cottbuser Ostsee, das Hafenquartier sowie die Seevorstadt und vor allem dem beginnenden Strukturwandel. Auch die Fortschreibung verschiedener Förderprogramme auf Landesebene tragen zu geänderten Vorsätzen für die Maßnahmenprogramme bei.
Angesichts der weitreichenden Änderungen von Rahmen- und Ausgangsbedingungen, einhergehend mit Anforderungen des Strukturwandels und der Bevölkerungsprognosen, wird empfohlen, dass Ortsteilentwicklungskonzept für die 12 ländlich geprägten Orte fortzuschreiben. So kann sichergestellt werden, das bisher benannte Maßnahmen gemeinsam geprüft werden und geänderte sowie neue Punkte aufgenommen werden. Damit wird für die ländlich geprägten Ortsteile eine zukunftsfähige und nachhaltige Entwicklung ermöglicht.
Im Zuge der Fortschreibung sollte ein zentraler Ansprechpartner für die Maßnahmenkoordination gefunden werden und die Maßnahmen mit einem möglichen Umsetzungsbudget gekoppelt werden, damit diese dadurch nicht von Beginn an als nicht umsetzbar gelten.